Windhauch, das ist alles Windhauch
Werner Ryser
Windhauch, das ist alles Windhauch
Cosmos Verlag
Der erste Weltkrieg (1918) ist im vollen Gange, als sich in Katharinenfeld (heute Bolnissi) die Neuigkeit verbreitete, dass eine schlimme Influenza unter den Truppen wütete. Die Soldaten litten an sehr hohem Fieber, Schüttelfrost, Hustenanfällen, Kopf- und Gelenkschmerzen. Die Kinder und ältere Menschen wurden wieder gesund, die jüngeren Männer starben oft an einer Lungenentzündung. Grosse Menschenansammlungen wurden untersagt, die Menschen mussten Abstand halten zueinander. Die Grippe nannte man später die Spanische Grippe. Viele Menschen verloren ihr Leben. Die Menschen verschiedenster Herkunft, Georgier, Russen, Schwaben, Armenier und Tataren rückten zusammen und halfen, wo es nötig war. Georgien erklärte im Frühling die Unabhängigkeit, der grosse Krieg ging im Herbst zu Ende. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm musste abdanken.
Im April 1920 marschierte die Rote Armee in Georgien ein. Es hiess, das sei das Ende der drei Transkaukasischen Länder Aserbeidschan, Armenien, Georgien. Aserbeidschan und Armenien waren bereits im Herbst besetzt worden. Jetzt wurde auch Georgien von den Bolschewiki übernommen. Viele Kolonialisten (bis zu 5000 aus Deutschland (Schwaben) und der Schweiz) hatten in den Ebenen von Transkaukasien gelebt und mussten alles aufgeben.
Die Geschichte „Windhauch, das ist alles Windhauch“ handelt von Sophie und Simon Diepoldswiler und ihrer Familie. Simon, ein mittelloser Verdingbub aus dem Emmental, bricht im Jahr 1866 nach Georgien auf. Er möchte dort seinen Traum, Besitzer eines eigenen Hofes zu werden, verwirklichen. Er kann seinen Traum tatsächlich erfüllen. Er hat zusammen mit seiner Frau Sophie einen grossen Hof mit bis zu 1000 Milchkühen aufgebaut, welchen sie gemeinsam bewirtschaften. Sie produzieren Emmentaler Käse, der bis nach Moskau verkauft wird. Später übernimmt Sohn Hannes den Bauernbetrieb. Als Georgien von der Sowjetunion eingenommen wird, verlieren alle Kolonialisten ihr Besitztum. Aus den Gutshöfen werden Kolchosen; Genossenschaften, die von vielen Menschen bewirtschaftet werden, die Milch und der Käse werden aufgeteilt. Hannes verlässt die Sowjetunion 1930 mit seiner Familie, nur mit einem Koffer als Handgepäck. Total verarmt kommen sie, die einstiegen Grossbauern, in der Schweiz an und werden armengenössig. Er übernimmt Arbeiten im Wald und baut nebenbei einen kleinen Bauernbetrieb auf, der aber kurz darauf in den Flammen aufgeht. Wieder steht er vor dem Nichts.
Der vierte Band von Werner Ryser Tetralogie schliesst seine Familiensaga ab.
- Band 1: Geh wilder Knochenmann! (Simon wandert nach Grusinien aus).
- Band 2: Die grusinische Braut (Simon arbeitet auf einem Hof und lernt dort eine Frau kennen).
- Band 3: Kaukasische Sinfonie (Simon ist Grossbauer in Grusinien mit seiner Frau Sopie und den drei Söhnen).
- Band 4: Windhauch, das ist alles Windhauch (Rückkehr der Nachkommen von Simon in die Schweiz).
Das Buch ist aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes und den Parallelen zur heutigen Zeit sehr spannend zu lesen. Was aber auch ein bisschen Unbehagen auslösen kann.
Die Familiengeschichten laden den Leser auf die Reise in die Länder um Asien ein. Die Landschaft und das Leben der Menschen werden einfühlsam und genau beschrieben. Die Menschen und deren Schicksale wachsen einem ans Herz.
Werner Ryser ist 1947 in Winterthur geboren und lebt in Basel. 2009 erschien sein Debütroman “Walliser Totentanz”. Seither sind diverse weitere Romane erschienen.
Rahel Schaffner
Schul- und Gemeindebibliothek Wasen
