Tag der offenen Tür

Wasen: Die Bibliothek lud zum Tag der offenen Tür. Stolz wurde der erweiterte Kinder- und Jugendbereich präsentiert. Als Höhepunkt hielt die Autorin Sandra Rutschi zwei Lesungen.

Die Bibliothek in Wasen ist ein Bijou. Mit viel Engagement geht das fünfköpfige Team um Leiterin Regula Corciulo-Meister ans Werk, wenn es darum geht, im kleinen Dorf Lesestoff für Jung und Alt bereitzustellen. Die Bücherei ist im Unterstufenschulhaus untergebracht, der ideale Ort, um den Jüngsten das Lesen näher zu bringen.

Durch die Aktion "Support Culture" der Migros erhielt die Bibliothek Wasen dieses Jahr einen Unterstützungsbeitrag, mit dem die Kinder- und Jugendbuchabteilung aufgestockt wurde. Die Augen von Corciulo-Meister beginnen zu leuchten, wenn sie erzählt, wie neue Bücher ausgesucht und so der Bestand erweitert werden konnte. Und das Angebot lässt sich sehen. Von Klassikern von Astrid Lindgren oder Otfried Preussler, über Comics und E-Books, bis zu den aktuellen Trends in der Jugendliteratur, die Auswahl ist gross. Doch auch Erwachsene kommen ins Stöbern, schon allein die Palette an Mundartliteratur ist bemerkenswert.

Vielseitige Autorin

Vergangenen Samstag wurden die Neuerungen im Angebot nun der Öffentlichkeit vorgestellt. Für die Besucherinnen und Besucher war zusätzlich eine Kaffeestube und ein Büchermarkt eingerichtet worden. Den Höhepunkt bildeten jedoch zwei Lesungen der Autorin Sandra Rutschi, einer geborenen "Wäselerin". Sie hat einen besonderen Bezug zu der Bibliothek, denn hier entdeckte sie als Kind ihre Leidenschaft für Bücher, und dies sollte später auch ihre Berufswahl grundlegend beeinflussen. Rutschi arbeitet heute als Journalistin und Autorin und hat neben zwei Kinderbüchern auch einen Kriminalroman, drei Freizeitführer über die Stadt und Region Bern sowie mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht.

Aufmerksame Kinder

Im ersten Teil der Lesung stellte Rutschi ihr Bilderbuch "Pino sucht den Feuerball" vor, das im März dieses Jahres erschienen ist. Danach las sie erstmals aus ihrer druckfrischen Geschichte "Leonie lernt fliegen". Die Erzählung von der elfjährigen Leonie, der plötzlich Flügel wachsen, wurde mit dem Förderpreis "Baarer Rabe" ausgezeichnet und ist kürzlich als SJW-Heft erschienen.

Die Kinder im Raum hatten sich zusammen mit einigen Erwachsenen bequem eingerichtet, als Sandra Rutschi zu lesen begann. Ein Mädchen hatte sich dem Anlass entsprechend sogar zwei Flügel übergestreift. Die Autorin band die Kinder von Beginn weg in die Lesung ein, fragte regelmässig nach, wie sie sich in der Rolle der Hauptfigur verhalten würden. Entsprechend aufmerksam waren die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Sache. Niemand wurde zappelig oder kribbelig und sogar die Handys der Erwachsenen blieben stumm. Sandra Rutschi hatte das Publikum ganz auf ihrer Seite.

Die kleine Bibliothek in Wasen erinnert ein wenig an das gallische Dorf aus den Asterix-Comics. TikTok, Instagram und YouTube sind angesagt, wer will da noch Bücher lesen? Regula Corciulo-Meister ist der Ansicht, dass beides nebeneinander Platz hat. Wenn man sich anschaut, wie viele Menschen vergangenen Samstag die Bibliothek besuchten, könnte sie recht behalten.

Text von Busche Frei, erschienen am 2. November 2023 in der Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch