Frankie
Jochen Gutsch – Maxim Leo
Frankie
Penguin Verlag
Frankie, der Strassenkater, will mal kurz rüber zum Professor. Unterwegs kommt er an dem verlassenen Haus vorbei. Neugierig schaut er zum Fenster herein. Frankie ist perplex und düst sofort hinter die Büsche. Er lauscht, lugt, lauscht und lugt. Er sieht einen Mann, der auf einem Stuhl steht. Von der Zimmerdecke hängt ein Faden, den der Mann um den Hals trägt. So einen prächtigen Faden hat Frankie noch nie gesehen! Ihr müsst wissen, Frankie liebt Fäden! Als der Mann Frankie entdeckt, fuchtelt er herum, löst den Faden, rennt aus dem Haus und wirft etwas nach ihm. Sendepause.
Als Frankie wieder aufwacht, liegt er drinnen auf dem Sofa von Richard Gold. Der Kater kann katzisch sprechen und Herr Gold versteht ihn. Die Tierärztin Anna Komarowa kommt und untersucht Frankie. Herr Gold hat angerufen, denn er glaubte, Frankie sei tot. Frankie beschliesst zu bleiben, er hat ja kein Zuhause mehr, seit Frau Berkowitz im Garten umfiel und ein Auto mit blauem Licht sie abholte.
Der Strassenkater hat auch Freunde, die freuen sich alle, dass er ein neues Zuhause hat. Zum Beispiel der fette Heinz; nicht gerade die hellste Leuchte in der Hundehütte. Aber dafür kann der ja nix, denn er rennt jeden Tag einem Stück Holz hinterher. Oder der muskulöse Eichkater, der klettert immer auf Bäumen rum oder der alte Professor, ein dreibeiniger, alter Dackel. Und Puschnelka Schnurilenko, eine wunderschöne Katzendame, der Frankie schon ein Gedicht geschrieben hat.
Die Tage vergehen und Frankie spürt, wie einsam Gold ist. Alles, was Menschen so machen, macht Gold nicht: er lacht nicht, isst kaum, telefoniert nicht, er buddelt nicht im Garten, sitzt nicht in der Sonne. Gold ist wie ein Zombie. Er geht nur raus, wenn er zu einer eingezäunten Wiese mit prächtigen Steinen geht und spricht mit einem der Steine. Dort liegt seine Frau Linda, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.
Die Tierärztin kommt nun häufiger vorbei und Gold spricht oft mit ihr. Das tut ihm gut. Doch eines Tages ist Gold plötzlich verschwunden. Von Anna Komarowa erfährt der Kater, dass Gold in der Klapse ist. Gold schreibt Frankie einen Brief: er sei sein Lebenssinn geworden, doch das Leben sei viel zu schwer für ihn, wegen der Abmurkserei.
Eigentlich entspricht dieses Buch nicht meinem üblichen Lesegeschmack – aber das Cover mit der Katze im Hawaii-Hemd und dem angeknabberten Ohr hat mich sofort angesprochen.
Der Strassenkater beschreibt sein Leben witzig, tiefgründig, lebensbejahend, aber auch teilweise traurig und nachdenklich. Ich habe oft geschmunzelt und fand die philosophisch angehauchte Satire und die leichte und einfache Sprache sehr unterhaltsam.
Eine tolle Geschichte über eine Freundschaft zwischen zwei Aussenseitern, von denen einer ganz fest an ein Happy End im Leben glaubt.
Die Autoren Jochen Gutsch (1971) & Maxim Leo (1970) sind Journalisten. Die Beiden kennen sich seit der Schulzeit und ihre jahrelange Zusammenarbeit ist bekannt für ihre humorvolle und nachdenkliche Art, das Leben zu betrachten. Die Anzahl der Bücher, die sie gemeinsam verfasst haben, ist nicht eindeutig bekannt, jedoch sollen es mindestens sechs sein. Kostproben ihrer humorvollen Kolumnen gibt es unter: https://leoundgutsch.de.
Regula Corciulo-Meister
Schul- und Gemeindebibliothek Wasen
