Die Nacht des Kometen

Buchcover

Franz Hohler
mit Illustrationen von Kathrin Schärer

Die Nacht des Kometen

Hanser

In den Sommerferien fahren Jona und Mona mit ihren Eltern in die Berge. Dort wohnen sie in einem Maiensäss. Sie spielen oft draussen, im Bach und auf grossen Felsen, die wie Tiere aussehen. Ihr liebster Stein ist der Kamelstein. Er hat zwei Buckel und dazwischen kann man auf der mitgebrachten karierten Decke sitzen und die Beine baumeln lassen. Oft stellten sie sich vor, sie reiten auf dem Kamelfelsen durch die Wüste.

Wie jeden Sommer besuchen sie Samuel auf seiner Alp. Er hat einen langen grauen Bart, ist gross und kräftig. Er kennt die Umgebung sehr gut und weiss viel über die Natur und ihre Geheimnisse. Er findet, in diesem Sommer sei das Wetter eigenartig. Ob es an dem tausendjährigen Kalender liegt? Dort steht geschrieben, wenn ein Komet auftaucht, passieren besondere Naturereignisse, wie zum Beispiel, dass das Eigenleben der Felsbrocken stärker zum Vorschein kommt.

Auf dem Weg zurück in das Maiensäss entlädt sich ein heftiges Gewitter. Jona holt die Decke vom Kamelfelsen und stellt erstaunt fest, dass sie und der Felsen noch trocken sind. Ein wunderschöner Regenbogen entsteht nach dem Gewitter und endet hinter dem Kamelfelsen. Die Familie läuft los, um das Ende des Regenbogens zu suchen. Dort beginnen die Kinder zu graben, denn sie suchen den Schatz am Ende des Regenbogens und finden tatsächlich eine römische Münze. Samuel, der Älpler, schaut die Münze am nächsten Tag an und sagt, im Tal wurden schon andere römische Münzen gefunden, es sei gut möglich, dass sie echt sei. Es kursieren einige Sagen über die Römer im Tal. Sie hätten den Passübergang benutzt und in manchen Nächten sehe man ein römisches Heer vom Pass ins Tal hinunter marschieren.

Die Kinder spielen oft am Bachbett. Dort bauen sie aus Steinen Römer, Speere aus Haselstöcken und Bauersleute, einen Mann und eine schwangere Frau.

Als die Nacht, in der der Komet am hellsten leuchtet, beginnt, sind die Kinder ganz aufgeregt. Sie dürfen den Kometen von ihrem Lieblingsfelsen, dem Kamelfelsen aus beobachten. Um zehn Uhr brechen sie auf, ausgerüstet mit Pullover, Essen, heissem Tee, Feldstecher, Taschenlampe und ihrer karierten Lieblingsdecke. Sie richten sich auf dem Kamelfelsen, zwischen den zwei Höckern, ein. Gegen Mitternacht wird der Komet immer heller. Jona zeigt ihn Mona und sagt: „Schau, dort hinter dem grossen Wagen leuchtet er“. Mona sieht ihn nicht. Sie findet es langweilig und überlegt, zurück in das Maiensäss zu gehen. Sternenforscherin zu sein, hatte sie sich viel spannender vorgestellt.

Doch plötzlich bewegt sich etwas und sie muss sich an Jona festhalten. Es saust und rüttelt; sie müssen die Augen schliessen. Jona hält sich am Felsen fest, es schaukelt stark. Plötzlich bemerkt er, dass er sich jetzt an einem Fell festhält. „Mona bist du noch da?“ „Ja, Jona wir sitzen auf einem Kamel.“ Die Reise in eine andere Zeit in der Nacht des Kometen kann losgehen.

Mir gefällt die phantasievolle Geschichte von Franz Hohler, sie ist spannend und mit viel Witz geschrieben. Die Bilder von Kathrin Schärer passen hervorragend dazu.

Wer kennt Franz Hohler und seine unzähligen Werke nicht? Der 81jährige ist Schweizer Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher und wohnt in Zürich. Was seine Werke ausmacht: Charakteristisch ist der Wechsel zwischen politischem Engagement und reiner Fabulierlust. Oft geht er auch von feinen Alltagsbeobachtungen aus, die unversehens ins Absurde kippen.

Rahel Schaffner
Schul- und Gemeindebibliothek Wasen