Das späte Leben

Bernhard Schlink
Das späte Leben
Diogenes
Ulla wächst auf einem Bauernhof in einem reinen Frauenhaushalt mit ihrer Mutter und Grossmutter auf. Sie studiert Landwirtschaft und danach Kunstgeschichte. Während dem Studium lernt sie Martin kennen. Er ist der Professor ihrer Freundin. Als Ulla Martin eines Tages fragt, ob er sie nach Hause fahren kann, kommen sie sich näher und Ulla weiss von Anfang an, dass sie diesen Mann heiraten will.
Vor zwölf Jahren heiraten die beiden. Sie haben einen Sohn David, der sechs Jahre alt ist und in den Kindergarten geht. Die Familie wohnt in einem Haus mit Garten am Rande der Stadt.
Martin ist 76 Jahre alt und über 30 Jahre älter als seine Frau. Eines Tages erfährt er, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und seine Tage gezählt sind. Was genau mit seinem Körper passiert, realisiert Martin erst später. So war es auch früher: als er bei der Abschlussprüfung als Bester abschnitt, konnte er es erst Tage später richtig verarbeiten.
Martin muss die schlechte Nachricht seiner Frau mitteilen, was er eines Abends auch macht. Ulla fragt Martin, was er in seinen letzten Wochen noch machen wolle – darauf hat er im Moment keine Antwort. Martin beginnt mit dem Schreiben eines Rasierbriefes für seinen Sohn, einen Brief, in dem es nicht ums Rasieren geht, sondern darum, seinem Sohn Ratschläge mit auf seinen Weg zu geben. Denn er weiss, dass er ihn nicht aufwachsen sehen wird. Wenn er mag und Zeit hat, schreibt er immer wieder etwas Bleibendes für David auf.
Bald merkt Martin, dass Ulla immer weniger Zeit für ihn hat und er spioniert ihr nach. Er findet heraus, dass sie einen Freund hat. Er fragt sich weshalb? Ist es wegen der Krankheit oder wäre sie irgendwann sowieso fremd gegangen, da sie einen jungen Partner will?
Martins letzter Wunsch ist es, an die Ostsee zu fahren, um das Meer noch einmal zu sehen. Es geht ihm immer schlechter, aber das will er noch erleben und seine letzten Tage mit der Familie verbringen.
Dieser Roman erzählt vom Sterben, aber auch vom Leben. Welche Gedanken einem durch den Kopf gehen, wenn man weiss, dass man nicht mehr lange zu leben hat. Der Roman ist spannend geschrieben und stimmt einem zum Teil auch nachdenklich. Es erzählt keine spektakuläre Geschichte, sondern berührt mit der detaillierten und ruhigen Erzählung, in der die Liebe wunderschön beschrieben wird.
Der deutsche Bestsellerautor Bernhard Schlink lebt in Berlin und New York. Bekannt wurde er durch den Roman «Der Vorleser». Dieser wurde in über 50 Sprachen übersetzt und sogar von Stephen Daldry mit Kate Winslet unter dem Titel „The Reader“ verfilmt. Sein letzter Roman war «Die Enkelin» (2021).
Karin Aeschlimann
Schul- und Gemeindebibliothek Wasen