Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles

Buchcover

Marcus Pfister

Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles

NordSüd

Ein grosser, mächtiger Fisch namens Humbrecht reisst den Regenbogenfisch aus seinem Nickerchen. Gefahr sei im Anzug, berichtet er. Ein grosser fieser Typ wolle das Meer entleeren, den Stöpsel ziehen auf dem Meeresgrund, aber er könne helfen.

Etwas ungläubig berichtet der Regenbogenfisch seinen Freunden von der merkwürdigen Begegnung und als sie Humbrecht das nächste Mal treffen und ihn auf die Gefahr ansprechen, sagt dieser: „Wovon sprecht ihr? Einen Stöpsel? Wir haben Wichtigeres zu tun, ein Schwarm Fische will unser Gebiet überfallen, wir müssen handeln!“ Die Fische haben Angst, aber Humbrecht sagt, er werde sie beschützen.

Allmählich werden die Fische misstrauisch. Humbrecht verbreitet Angst und Schrecken und nichts davon ist wahr! Fake News auf dem Meeresgrund!

Den Fischen wird klar, dass sie Humbrecht nichts glauben können und sie grenzen ihn aus, hänseln ihn. Doch der Regenbogenfisch hat Mitleid, denn Humbrecht ist nun einsam und alleine. Vielleicht könnte er Geschichten-Erzähler bleiben, aber keine Lügenmärchen und Gruselgeschichten, nur nette und normale Geschichten erfinden. Eine tolle Idee!

Von jetzt an findet jeden Abend eine Erzählrunde statt, an dem der Fischschwarm den fantasievollen Geschichten von Humbrecht lauschen darf. Und wenn er wieder einmal masslos übertreibt, lacht der Fischschwarm und Humbrecht kehrt sofort zur Wahrheit zurück.

Der Regenbogenfisch fasziniert mich immer wieder mit der schönen Glitzerflosse. Die Illustrationen sind wunderschön, farbig und lebendig gestaltet. Das Buch ist kindgerecht und verständlich geschrieben und eignet sich für Kinder ab 4 Jahren. Die Themen „Fake News, Lügen & Prahlerei“ werden aufgegriffen. Wichtige Themen, mit denen man sich nicht früh genug auseinandersetzen kann. Damit unsere Kinder sich eine eigene Meinung bilden und dazu stehen können.

Der heute 62-jährige Marcus Pfister wurde in Bern geboren. Nach der Kunstgewerbeschule und der Grafiker-Ausbildung machte er sich 1984 selbstständig. Sein erstes Bilderbuch „Die müde Eule“ erschien 1986 im NordSüd Verlag. 6 Jahre später gelang ihm der Durchbruch mit dem „Regenbogenfisch“. Bis heute hat er 65 Kinderbücher veröffentlicht, die in rund 50 Sprachen übersetzt und international mehrfach ausgezeichnet wurden.

Zum 30-jährigen Jubiläum hat Marcus Pfister sich das zehnte Abenteuer des Regenbogenfisches ausgedacht. Inspiriert wurde der Berner Autor vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Als er die erste Version des Buches an den amerikanischen Verlag schickte, verwarfen diese die Hände. Sah der Fisch mit blonden Augenbrauen, verachtungsvollen Lippen und einer gelben Flosse als markante Tolle dem ehemaligen US-Präsidenten zu ähnlich. So wurde aus dem Trump-Fisch ein ganz normaler Lügenfisch namens Humbrecht. Auch wenn es äusserlich keine Ähnlichkeit mehr gibt, ist es nicht abzustreiten, dass das Verhalten des Fisches gewisse Parallelen zum ehemaligen Präsidenten zeigt. Dass dies nicht überall gut ankommt, kann man sich vorstellen.

Regula Corciulo-Meister
Schul- und Gemeindebibliothek Wasen